Extrusion 1-2024
Das Thema Kreislaufwirtschaft hat im letzten Jahr noch einmal deutlich an Fahrt aufgenommen. Es wurde vor allem durch den Ende 2022 vorgelegten Vorschlag der Europäischen Kommission zur ge- planten EU-Verpackungsverordnung bestimmt, der die gesamte Wirtschaft betrifft und entsprechend kontrovers diskutiert wird. Aber auch die Verbände und Unternehmen der Verpackungswirtschaft treiben die Kreislaufwirtschaft mit eigenen innova- tiven Entwicklungen und Ideen voran. Natürlich war Circular Economy auch das Top-Thema der interpack 2023. Lösungen für ein effektives Recycling und der Einsatz von Rezyklaten in der Verpackungsherstellung standen auf der Messe im Fokus zahlreicher Aussteller. Circular Economy in der Packaging- Branche – Fortschritte und Herausforderungen im Jahr 2023 50 Interpack, Kreislaufwirtschaft Extrusion 1/2024 i nterpack-Präsident und Theegarten-Pactec-Geschäftsführer Markus Rustler betont die Bedeutung von nachhaltigeren, kreislauffähigen Verpackungsmaterialien, sieht aber auch Her- ausforderungen für die Industrie. „Ein spannendes Thema ist beispielsweise der Einsatz von Rezyklaten: Wenn jetzt alle Her- steller weltweit auf dieses Thema aufspringen, haben wir dann noch genug Rezyklat zur Verfügung? So gut diese Bemühungen auch sind: In der westlichen Welt mag das noch klappen, weil wir mehr oder weniger gut funktionierende Wertstoffsysteme haben, um Verpackungsmaterial wiederzuverwerten. Aber was ist mit den wirklich großen Märkten wie Asien, Afrika oder auch Südamerika? Hier sind wir weit von einer funktionierenden Kreis- laufwirtschaf entfernt, um Material wiederzuverwerten. Das wird aus meiner Sicht auch noch Jahrzehnte dauern, bis es so- weit ist. Aber wir müssen trotzdem damit anfangen – je früher, desto besser“, sagte er im Vorfeld der interpack. Und so geht es heute immer dringender darum, so wenig nicht verwertbaren Abfall wie möglich zu produzieren und damit wertvolle Ressourcen zu schonen. Die EU-Kommission plant mit ihrer so genannten Packaging & Packaging Waste Regulation (PPWR) verbindliche Vorgaben für Verpackungen und Verpak- kungsabfälle aller Materialien, die auf dem europäischen Markt in Verkehr gebracht werden. Mit der Novelle verfolgt die EU- Kommission vor allem drei Hauptziele: Verpackungsmüll soll erst gar nicht entstehen, indem unnötige Verpackungen einge- schränkt und wiederverwendbare und nachfüllbare Verpak- kungslösungen gefördert werden. Ein geschlossener Recyc- lingkreislauf soll dafür sorgen, dass alle Verpackungen auf dem EU-Markt bis 2030 auf wirtschaftlich tragfähige Weise wieder- verwendbar oder recycelbar sind. Und um den Bedarf an Pri- märrohstoffen zu senken, soll ein funktionierender Markt für Sekundärrohstoffe geschaffen werden und durch verbindliche Ziele der Anteil recycelter Kunststoffe in Verpackungsmateria- lien erhöht werden. Der Gesetzentwurf wird seit Monaten intensiv und kontrovers diskutiert. Fast 3.000 Änderungsvorschläge wurden allein im fe- derführenden Umweltausschuss des EU-Parlaments gelistet. Das Gesetzgebungsverfahren hat bereits im letzten Jahr begonnen. Ob der anschließende Trilog-Prozess, in dem der Europäische Rat, das Parlament und die Kommission einen finalen Kompro- miss finden müssen, vor der nächsten Europawahl im Juni 2024 abgeschlossen sein wird, ist ungewiss. Aktionsplan für eine Kunststoffproduktion ohne fossile Rohstoffe Die Kreislaufwirtschaft wird aber nicht nur durch die EU-Kom- mission vorangetrieben. Verbände und Unternehmen der Ver- packungsindustrie suchen eigene Wege und entwickeln zukunftsfähige Lösungen. Der Verband der europäischen Kunst- stofferzeuger Plastics Europe hat vor einigen Wochen einen Ak- tionsplan für eine Kunststoffproduktion ohne fossile Rohstoffe vorgelegt. Ganz ohne wird es wohl nicht gehen, aber die „Pla- stics Transition Roadmap“ zeigt auf, wie der Anteil fossiler Res- Greiner entwickelt nachhaltige Lösungen wie den Re-Use Coffee Cup, den selbsttrennenden K3 r100 und den leichtgewichtigen IML Bucket (Bild: Greiner Packaging) (Bild: DBU/Lea Kessens)
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