Extrusion 1-2024

51 Extrusion 1/2024 sourcen in der Kunststoffproduktion bis 2050 zu 65 Prozent durch zirkuläre Rohstoffe aus Biomasse, recycelten Materialien und Kohlenstoffabscheidung ersetzen werden kann. Kunststoff reduzieren, wo es möglich ist Um Kunststoffreduzierung geht es auch bei interpack-Aussteller Greiner Packaging. Mit seinen K3-Verpackungslösungen (Kar- ton-Kunststoff-Kombinationen) will der Verpackungshersteller den Kunststoffeinsatz immer weiter minimieren. Jüngste Ent- wicklung ist etwa der K3 r100: Bei diesem Becher trennt sich der Kartonwickel im Abfallsammelprozess selbständig vom un- bedruckten Kunststoffbecher ab und macht so das Recycling bei- der Materialien möglich. Aber auch andere Lösungen schaffen es, den Kunststofffanteil auf ein Minimum zu reduzieren – etwa tiefgezogene Becher, die mittels In-mold labeling (IML) bereits in der Form mit einem Label versehen werden und im Vergleich zum Spritzguss rund 25 Prozent weniger Gewicht aufweisen. Oder hoch-temperaturstabile PET-Becher mit Recyclinganteil, die Temperaturen bis zu 120 C° standhalten und daher besonders interessant für Molkereiprodukte sind, die heiß abgefüllt wer- den müssen. Kartonverpackung mit Barriere und ohne Aluminium Auch bei anderen Verpackungsmaterialien geht die Entwicklung immer mehr hin zu kreislauffähigen Lösungen. Beispiel Geträn- kekarton: Hersteller SIG hat ein Vollbarriere-Verpackungsmate- rial für aseptische Kartonpackungen entwickelt, das ohne Aluminiumschicht auskommt. Dafür gab es einen „Design for Circularity“-Award von 4evergreen, einem Zusammenschluss von über 100 Herstellern, Designern, Markeninhabern, For- schern und Recyclern. Das neue Material nennt sich SIG Terra Alu-free + Full Barrier und kann durch den vollen Barriereschutz auch für sauerstoffempfindliche Produkte wie Säfte verwendet werden. Datengesteuerter Kreislauf von Verpackungsmaterialen Woher kommen die Rohstoffe für die Verpackung? Wann und wo wurden sie zu welchen Materialien verarbeitet? Shampoo- flaschen, Müslibeutel und Co. haben oft eine komplexe Struktur aus verschiedenen Materialien. Damit Unternehmen diese im Wertschöpfungskreislauf erhalten können, benötigen sie Trans- parenz über Art, Herkunft und Verarbeitung der genutzten Roh- stoffe. Derzeit werden recyclingrelevante Informationen aus den Produktionsprozessen von Kunststoffen aber weder standardi- siert erfasst noch strukturiert zur Verfügung gestellt. Um dies in Zukunft zu erleichtern, hat GS1 Germany in Zusammenarbeit mit Stakeholdern aus der Kunststoffbranche die Anwendungs- empfehlung „Circular Plastics Traceability“ für das standardi- sierte Erfassen und strukturierte Austauschen recyclingrelevanter Daten entwickelt. Ein gemeinsamer Datenrahmen ermöglicht es nun allen beteiligten Partnern, einheitliche Daten untereinander auszutauschen und die Rückverfolgbarkeit von Kunststoffen im Kreislaufsystem abzubilden. Moderne Sortiertechnologie Heute landen Verpackungen, die beispielsweise Polyethylen ent- halten, in der Sortieranlage meist in derselben Fraktion, egal ob Lebensmittel-, Kosmetik-, Reinigungsmittel-, Monolayer-, Mul- tilayer- oder eine andere Verpackungsklasse. Das Freiburger Un- ternehmen Polysecure hat mit Sort4Circle eine neue Sortier- technologie entwickelt, die diese Fraktionen nach relevanten Spezifikationen trennt. Anfang 2023 wurde eine erste Demon- strationsanlage öffentlich präsentiert. Vorausgegangen war ein gemeinsames Forschungsprojekt von Polysecure mit der Hoch- schule Pforzheim, dem Fraunhofer-Institut IGCV, dem KIT und HD Vision Systems. In dem jetzt einsatzbereiten Sortierprozess werden alle Objekte erst vereinzelt und dann in einem einzigen Schritt detektiert und sortiert. Dadurch bleibt die Sortierung auch bei zahlreichen Fraktionen flexibel, skalierbar und wirt- schaftlich. Die Detektion erfolgt über einen neuen kombinierten Detektor, den Polysecure gemeinsam mit der Carl Zeiss AG ent- wickelt hat. Dieser misst für jedes Objekt simultan NIR, Bild (KI), Tracer, Farbe, optional auch digitale Wasserzeichen und arbeitet folglich mit allen aktuellen und potenziell zukünftigen Detekti- onstechnologien. Damit sei erstmals ein technologieoffener Sor- tierprozess geschaffen worden, heißt es. Folien aus Meeresalgen Viele Forschungsprojekte beschäftigen sich mit den Einsatz- möglichkeiten von nachwachsenden Rohstoffen. So auch das Duisburger Unternehmen Brabender, das gemeinsam mit TU Dresden Meeresalgen nutzt, um daraus biologisch abbaubaren Folien herzustellen, die sich nach Gebrauch einfach auflösen. Das Material ist nicht nur wasserlöslich und spritzgießbar, son- dern auch umformbar und ideal für die Herstellung von Folien, die versiegelt werden können. Das von Brabender aus Meeres- algen gewonnene Carraphane ist ein Beispiel für die Kreislauf- wirtschaft und trägt dazu bei, den Verbrauch von nicht erneuerbaren Rohstoffen zu reduzieren und die Umweltbela- stung zu minimieren. Es wird ohne Abfall mit minimalem Res- sourcenaufwand aus der Meeresalge hergestellt und anschließend durch Extrusion weiterverarbeitet. Die so erzeug- ten Folien enthalten alle Nährstoffe, die auch in der Ausgangs- pflanze erhalten sind. Da die Folien wasserlöslich sind und aus natürlicher Meeresalgenbiomasse bestehen, werden sie bereits nach kurzer Zeit biologisch abgebaut. Sämtliche Inhaltsstoffe ge- langen zurück in die Natur. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kunststoffen und Biokunststoffen aus anderen nachwachsen- den Rohstoffen weist das Meeresalgenmaterial einen deutlich geringeren ökologischen Fußabdruck auf. Die nächste interpack findet vom 7. bis 13. Mai 2026 statt. ➠ Messe Düsseldorf GmbH, www.interpack.de Die richtige Zuordnung der Materialien in der Sortieranlage ist eine wichtige Voraussetzung, um hochwertiges Rezyklat zu gewinnen (Bild: Veolia)

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