Extrusion 2-2021

Vom Abfall zur A-Ware – PMMA-Regenerierung industrialisiert sich "Verschiedene Arten und Mischungen von PMMA-Abfällen zu recyceln, ist gar nicht so einfach. Wir testen aber gerade ein Ver- fahren, das – selbstbewusst wie wir sind – sowohl ökologisch als auch ökonomisch neue Akzente bei diesem Thema setzt", sagt Makoto Tojo, Technical Manager der Japan Steel Works Europe GmbH (JSW-EU), Düsseldorf. Sein Kollege, Hayato Hobo, JSW- EU Sales Representative, erläutert die Rahmenbedingungen: "Der größte Teil des Kunststoffrecyclings (nicht nur von PMMA) erfolgt derzeit mechanisch. Bei diesem Verfahren wird die Qua- lität des Kunststoffs mit jedem Mal, wenn er recycliert wird, im- mer schwächer. Durch die Regenerierung in Verbindung mit dem Depolymerisationsprozess kann jedoch eine Umwandlung 22 Extrusionstechnik Extrusion 2/2021 TEX44 α III: modifizierten Versuchsextruder für die Depolymerisation von PMMA-Abfällen Von links: Hayato Hobo und Makoto Tojo des Polymers in Monomer erreicht werden. Und PMMA ist defi- nitiv das Polymer, das durch thermische Depolymerisation in sei- nen monomeren Zustand regeneriert werden kann. Wohlge- merkt: Wir können nicht sagen, dass die thermische Depolyme- risation auf alle Kunststoffe angewendet werden kann. Zum Beispiel ist Polycarbonat einer der Konkurrenten von PMMA, was die optischen Eigenschaften betrifft, aber es kann nicht zum Monomer zurück depolymerisiert werden. Auch Polystyrol kann auf die gleiche Weise recycelt werden, die Ausbeute ist je- doch geringer. Für die Depolymerisation von PMMA wird vor al- lem in Asien häufig das Verfahren der Trockendestillation einge- setzt. Die Technologie ist kapitalschonend, aber die Reinheit des zurückgewonnenen Monomers ist in der Regel gering und liegt unter den Erwartungen des EU-Marktes. Außerdem ist es nicht sehr energieeffizient. Zudem ist die Palette der PMMA-Sorten, die behandelt werden können, begrenzt. Das herkömmliche Verfahren zur PMMA-Depolymerisation in Europa ist das Blei- schmelzbadverfahren. Nur hochwertige PMMA-Abfälle, wie zum Beispiel post-industrieller Rückstand, können mit diesem Verfahren recycelt werden. Das Depolymerisationsverfahren mit unserem TEX-Doppelschneckenextruder kann jedoch eine breite Palette von PMMA-Abfällen – einschließlich Altware, die anor- ganische Verunreinigungen enthält – verarbeitet und eine hohe Ausbeute erzielt werden. Durch den Erfolg des MMAtwo-Pro- jekts kann eine große Menge an Abfällen, die normalerweise deponiert, verbrannt oder exportiert werden, mehrfach recycelt und immer wieder verwendet werden." Die Depolymerisation von PMMA- Abfällen ist nicht nur "nice to have" zum Wohle der Umwelt (Meer, Land, Luft), sondern vor allem eine enorme Ressource, die bis heute im indus- triellen Maßstab kaum professionell genutzt wird. MMAtwo geht die wirtschaftliche Lösung dieses Um- weltproblems methodisch an. Zu diesem Zweck haben sich 13 euro- päische Unternehmen zusammen- geschlossen und gehen im Rahmen des EU-Programms Horizon 2020 gemeinsam voran. Den technischen Schwerpunkt bildet das JSW Europe Extrusion Technical Center mit einem modifizierten Doppelschnecken- extruder TEX44 α III. Mit ihm werden verschiedene Testreihen zur Depoly- merisation von PMMA durchgeführt.

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