Extrusion 3-2020
Folge 52 – Mo erklärt spezielle Aspekte des Trocknens. Grundsätzlich gilt: wird Kunststoffgranulat in der Umgebungs- luft gelagert, passt sich dessen Feuchtegehalt an die Feuchte der Umgebung an, bis sich die Feuchte von Material und Umgebung im Gleichgewicht befinden. Das kann bei hygroskopischen Kunststoffen in Verbindung mit einer hohen Luftfeuchtigkeit (et- wa im Sommer) sehr schnell gehen. Ganz allgemein hängt das Rückfeuchten von den klimatischen Bedingungen, der Jahres- zeit, der Lagerdauer und nicht zuletzt vom Lagerort sowie vom Material ab. Die Folgen sind aus technischen und wirtschaftlichen Gründen problematisch. Stimmt die vorgegebene Verarbeitungs- oder Restfeuchte nicht, wirkt sich das auf die Prozesssicherheit und die Produktqualität aus. Hinzu kommt der wirtschaftliche Aspekt, denn das Material muss entweder erneut oder deutlich länger, als ursprünglich erforderlich, getrocknet werden. Das Ziel ist folglich, den vorhandenen „Trockenzustand“ zu er- halten, das heißt, eine Feuchtigkeitsaufnahme des Materials von der Anlieferung bis zur Verarbeitung zu vermeiden. In diesem Zusammenhang spielt übrigens auch der Aspekt eine Rolle, dass das Material vielfach vorgetrocknet angeliefert wird. Bei Silos und Oktabins bietet sich etwa die Beschleierung mit Trockenluft an, wobei sich dafür bei den Silos auch kalte Tro- motan-colortronic GmbH Friedrichsdorf, Germany, www.motan-colortronic.com , www.moscorner.com Wie lässt sich das Rückfeuchten bei hoher Luftfeuchtigkeit verhindern? Praktische Helfer, um die Feuchtigkeitsaufnahme von Mate- rial oder das Rückfeuchten von getrocknetem Material zu vermeiden: Abdeckungen (auf dem Oktabin) oder Beistell- behälter mit einer zusätzlichen Beschleierung mit Trocken- luft (Bild: Motan-Colortronic) ckenluft eignet. Bei Oktabins gibt es eine im Grunde ganz einfa- che Möglichkeit, das Rückfeuchten zu vermeiden: Nachdem die Sauglanze im Material steckt, sollte der innen liegende Foliensack fest am Saugrohr angebunden werden. Falls das nicht möglich ist, kann eine Abdeckung auf dem Oktabin hilfreich sein. Optimal ist dann die Kombination mit einer Beschleierung – je nach Ein- zelfall mit entfeuchteter Luft oder besser mit Trockenluft. Auf dem Weg in die Verarbeitungsmaschine besteht insbesonde- re bei hygroskopischen Materialien die Gefahr einer Rückbe- feuchtung, sowohl während des Förderns selbst, als auch wäh- rend der Verweilzeit im Fördergerät auf der Verarbeitungsma- schine. Mit den folgenden Maßnahmen, die sich übrigens kom- binieren lassen, kann das verhindert werden: • Fördern mit Trockenluft – in diesem Fall erfolgt die Förderung meist in einem geschlossenen Kreislauf mit getrockneter Luft. • Materialvorrat auf der Maschine reduzieren – diese Möglich- keit bietet sich bei geringen Durchsätzen an, indem der Material- vorrat auf der Maschine so gering wie möglich gehalten wird. Damit kein Materialmangel entsteht, muss die Förderanlage spe- ziell abgestimmt sein. • Trocknung auf der Maschine – wird ein Material nur auf einer Maschine verarbeitet, kann die Trocknung direkt auf oder an der Maschine erfolgen. Bei geringen Durchsätzen wird dazu häufig ein Drucklufttrockner eingesetzt. Eine Alternative ist ein abge- setzter Trockentrichter, der direkt auf die Maschine gebaut wird. Der Trockenlufterzeuger steht dann neben der Maschine. • Nachtrocknen oder Beschleiern auf der Maschine – hier er- folgt die eigentliche Trocknung in einer „normalen“ zentralen Trocknungsanlage. Auf der betreffenden Maschine wird ein wei- terer Trockner eingesetzt, der das Material mit Trockenluft be- schleiert. Infrage kommt dafür meist ein kleinerer Druckluft- trockner. Wichtig ist bei allen Überlegungen daran zu denken, dass die Luft aus einem Warmlufttrockner für die Beschleierung in den meisten Fällen ungeeignet ist, weil diese Trockner mit Umge- bungsluft arbeiten. Schlimmstenfalls wird damit das Material feuchter. Eine bessere Alternative ist dann der Einsatz von ent- spannter Druckluft. • Rückfeuchten • Beschleierung • Luftfeuchtigkeit • Nachtrocknen Stichworte 59 Extrusion 3/2020 Serie mit Tipps und Tricks
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