Extrusion 3-2022
21 Extrusion 3/2022 energieeffizienter Antriebskonzepte. Ins- besondere werden Vor- und Nachteile verschiedener Antriebsarten besprochen und mit Erfahrungen aus der Betriebspra- xis ergänzt. Welches Potential bieten Antriebs- systeme in Hinblick auf Kosten- ersparnis bei der Produktion mit Extrudern? Und was sollten Verarbei- ter in puncto Antriebstechnik beach- ten, um besonders wirtschaftlich zu arbeiten? Dr. Schuler : Schaut man sich die verur- sachten Kosten eines Antriebs im gesam- ten Lebenszyklus an, so fällt auf, dass die aus der Investition resultierenden Ab- schreibungskosten häufig von unterge- ordneter Rolle sind. Hauptkosten sind die Energiekosten! Dieses muss bei der Neu- anschaffung eines Extruders beachtet werden. Auch sollte der Betreiber der An- lage sich darüber Gedanken machen, welcher Betriebspunktbereich (Schne- ckenmoment, Schneckendrehzahl) am häufigsten gefahren wird, um Motor und Getriebe optimal abzustimmen. Bei der Abstimmung ist bei den meisten Antrie- ben das Ausnutzen des Feldschwächebe- reichs des Motors von großem Vorteil. Darum wird dieses Thema in einem Vor- trag genau erläutert und die Wirkungs- gradverbesserung durch Feldschwächung an einem Auslegungsbeispiel aufgezeigt. Zum Thema Wartung. Was sind die besten Voraussetzun- gen, um den Wartungsaufwand zu minimieren? Dr. Schuler : Der Wartungsaufwand ist im Wesentlichen vom ausgewählten An- triebssystem abhängig. Der Antrieb sollte auf Verschleißteile wie Kohlen, Schleif- ringe usw. verzichten und mit hochwerti- gen Komponenten (Lager) für den Anwendungsfall dimensioniert sein. Wei- terhin ist die im Antrieb entstehende Ver- lustwärme, welche die Alterung der Motorwicklungen und der Lager be- schleunigt, entscheidend. Auch das ist ein weiterer Grund, sich für den effizientes- ten Antrieb zu entscheiden. Bedingt durch Lockdowns und Ein- schränkungen während der Pande- mie setzen Unternehmen immer mehr auf Fernwartungen. Ist das nicht auch ein bedeutender Faktor, um Kosten zu sparen? Dr. Schuler : Fernwartungen sind bei elektromotorischen Antriebssystemen und Getrieben nur bedingt durchzufüh- ren. Hier sollte man auf die Qualifikation des eigenen Personals unterstützt durch „Predictive Maintenance“, also voraus- schauende Wartung durch Überwachung und Bewertung aller antriebstechnischen Daten (IOT), setzen. Angenommen ein Extrudeur ent- schließt sich zur Aufrüstung oder sogar Neuerwerbung seiner Antriebstechnik. Wann in etwa amortisiert sich die Investition? Dr. Schuler : Das kommt natürlich darauf an welches Antriebssystem ersetzt wird. Wenn zum Beispiel ein konventionell aus- gelegter Gleichstromantrieb mit circa 6.000 Betriebsstunden pro Jahr gegen einen optimiert ausgelegten Drehstrom- antrieb ausgetauscht wird rechnet sich das alleine über die Energiekosten in zwei bis drei Jahren. Nicht zu vergessen ist au- ßerdem der deutlich niedrigere Instand- haltungsaufwand. Dieses wird auf der Tagung in einem Beispiel aufgezeigt. Welcher Antrieb ist für welchen Extruder am sinnvollsten? Können die Vorträge zu dieser Frage Antwor- ten geben? Dr. Schuler : Die Bandbreite der Antriebs- leistungen für Motoren und Getriebe geht von einigen Kilowatt bis in den Me- gawattbereich. Auch die Schneckendreh- zahlen haben eine große Bandbreite von circa 10 bis 2.000 Umdrehungen pro Mi- nute. Dieses macht deutlich, dass es den Antrieb für alle Anwendungen nicht gibt. Daher zeigen die Vorträge die Zusam- menhänge auf, so dass der Teilnehmer einen Leitfaden zur Antriebsauslegung er- hält. Hierbei werden sowohl die Ausle- gung als auch die praktischen Erfah- rungen mit den unterschiedlichen An- triebssystemen besprochen. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Schuler! Neues R&D Zentrum für innovative Recyclingtechnologien n Am EREMA Standort in Ansfelden rol- len erneut die Baumaschinen an. Mit einem Spatenstich wurden am 6. April die Bauarbeiten für ein neues R&D Zentrum gestartet. Errichtet werden zwei Hallen im Ausmaß von insgesamt 1.550 m 2 sowie ein neues Bürogebäude mit 50 Arbeits- plätzen. Im R&D Zentrum wird der abtei- lungs- und unternehmensübergreifende Versuchsmaschinen- und Laborbereich für Forschung und Entwicklung von Kunst- stoffrecycling-Technologien gebündelt, um die Kreislaufwirtschaft weiter voran- zutreiben. Die Fertigstellung ist für Fe- bruar 2023 geplant. Kunststoffrecycling entwickelt sich aktu- ell ganz rasant von einer Nische zum Trend. Dieser wird angetrieben durch die gesetzliche Zielvorgaben für Kunststoff- recycling, welche die Europäische Union und viele Länder weltweit erlassen haben, sowie durch den European Green Deal, der Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent machen soll und in dem der Kreislaufwirtschaft eine ganz zentrale Rolle zukommt. Allerdings gibt es nicht die eine Recycling- Lösung für alle Arten von Kunststoffab- fällen, sondern je nach Kunststoffart, Produkt und geplanter Endanwendung für den recycelten Kunststoff unter- schiedliche Lösungen. „Es macht einen Unterschied, ob saubere Produktionsab- fälle recycelt werden, um sie in den Pro- duktionsprozess rückzuführen, oder ob bedruckte und verschmutzte Verpak- kungsmaterialen aus dem Gelben Sack recycelt werden, mit dem Ziel, daraus er- neut Lebensmittelverpackungen zu pro-
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