Extrusion 4-2020
Komplettanbieter forscht seit 2012 an recyceltem PET Die Kunststoffdebatte stellt die Getränke- und Le- bensmittelindustrie vor große Herausforderungen. Für die KHS Gruppe steht fest: Der verstärkte Einsatz von recyceltem PET ist eine bedeutende Teillösung. Des- halb setzt der Dortmunder Systemanbieter auf nach- haltige Produkte und Services, die zu einem geschlos- senen Wertstoffkreislauf beitragen. L aut dem Wirtschaftsmagazin Forbes kommen in Europa pro Kopf jährlich etwa 140 PET-Flaschen in Umlauf, in den USA sogar 290 Stück. Aller Kritik zum Trotz – der Plastikbehälter er- freut sich sogar wachsender Beliebtheit: Global gerechnet wer- den es jährlich rund vier Prozent mehr. Allerdings wächst auch das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Recycling: Weltweit – so Forbes – wurden 2019 schätzungsweise 57 Prozent aller PET-Flaschen wieder eingesammelt. Für 2029 prognostiziert das Magazin einen Anstieg dieser Rate auf 68 Prozent – allerdings mit starken regionalen Unterschieden: Während in Europa 57 Prozent aller Flaschen gesammelt würden, seien es in den USA nur 30 Prozent. China hingegen mausere sich zum Musterkna- ben und komme in zehn Jahren auf eine Sammelquote von stattlichen 82 Prozent. Sammeln ist jedoch nicht gleichbedeu- tend mit Recyceln: In den USA landen 70 Prozent der gesam- melten Kunststoffe auf Deponien, in der EU immerhin noch 30. Wie für Recycling gemacht: Kunststoff: Dabei lässt sich Pla- stik sehr gut recyceln, vor allem PET. Es ist der einzige Kunst- stoff, der wiederaufbereitet den gesetzlichen Anforderungen an Lebensmitteltauglichkeit entspricht. Und während bei ande- ren Werkstoffen wie Polypropylen, Polyethylen oder Polystyrol der mit den üblichen Recyclingverfahren einhergehende Quali- 34 Kreislaufwirtschaft Extrusion 4/2020 Dank nachhaltiger Lösungen geschlossene Kreislaufwirtschaft gefördert tätsverlust unumkehrbar ist, kann recyceltes PET immer wieder auf den Standard von Neumaterial gebracht werden. Es ist daher keine Überraschung, dass von den rund 477.000 Tonnen PET, die allein in Deutschland jährlich in die Produktion von Flaschen fließen, rund 93 Prozent stofflich verwertet wer- den. Allerdings wird nur etwa ein Drittel davon erneut für Fla- schen genutzt – der Rest wird für die Herstellung von Folien und vor allem Textilfasern verwendet. 1 Das führt dazu, dass ein erheblicher Teil der Rohstoffe dem geschlossenen Flasche-zu- Flasche-Wertstoffkreislauf entzogen wird. Hinzu kommt die Preisentwicklung: Während sich der Preis für sogenanntes virgines PET an den Kosten von Rohöl orientiert und von dessen derzeit niedrigem Marktpreis profitiert, sind die Kosten für recyceltes PET in den vergangenen drei Jahren konti- nuierlich gestiegen: Für rPET muss heute rund 20 Prozent mehr gezahlt werden als für das Ursprungsmaterial – auch, weil das Angebot die wachsende Nachfrage nicht deckt. Hohe Qualitätsstandards: Hürden gibt es jedoch nicht nur auf der Rohstoffseite, sondern auch seitens einiger Getränke- hersteller. Ihre Zurückhaltung gegenüber dem Einsatz von rPET beruht häufig auf der Befürchtung, dass sich der Werkstoff ver- färbt oder es zu einem Rückgang der intrinsischen Viskosität 2 kommt. Ein weiterer Punkt sind Sicherheitsstandards und damit einhergehend die Unbedenklichkeit des Materials. Und immer wieder taucht die Frage auf, ob das Mehrfachrecycling mögli- cherweise mit Qualitätseinbußen verbunden sei. Obwohl das in der Praxis noch nicht völlig erforscht wurde – eines ist klar: Dank des Wiederaufbaus der Polymerketten müssen keine Ab- striche bei der Materialqualität gemacht werden, sofern Additi- ve vollständig abgetrennt werden können. Für hohe Qualitäts- standards sorgt hier unter anderem die European PET Bottle Platform (EPBP) mit ihren klaren Vorgaben und Zertifizierungen. Während bis vor wenigen Jahren noch viel experimentiert wur- de und die Getränke- und Lebensmittelindustrie ihre Erfahrun- gen mit recyceltem PET nach dem Trial-and-Error-Prinzip sam- Das Behälterkonzept „Beyond Juice“ von KHS wurde in jeder Hinsicht auf bestmögliche Recycelbarkeit hin optimiert (Alle Bilder: KHS Gruppe) Arne Wiese, Product Manager Bottles & Shapes™ bei KHS Corpoplast: „Hinsichtlich der thermomechanischen Weiterverarbeitung von rPET steht KHS mit allen großen Kunst- stoffverarbeitern im Dialog.“
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