Extrusion 4-2020

Oberflächenbehandlung in der Extrusion Warum ist die Oberflächenbehand- lung im Extrusionsprozess so wich- tig? Giuseppe Rossi : Tatsächlich zeigt sich die Wichtigkeit der Oberflächenbehand- lung im Extrusionsprozess erst später. Um eine gute Haftung von Tinten und Lacken in nachgeschalteten Konvertie- rungsprozessen sicherzustellen, muss die Molekülstruktur der Filmoberfläche mo- difiziert werden. Dies muss unmittelbar nach der Abkühlphase der Schmelze er- folgen, bevor das Polymer vollständig nachkristallisiert ist. Durch die Korona- Oberflächenbehandlung zu diesem Zeit- punkt können wir die Molekülketten brechen und der obersten Schicht des Polymers (bis zu 1 Mikron tief) mehr Sau- erstoffatome hinzufügen. Dies verändert 40 Oberflächenbehandlung – Interview Extrusion 4/2020 die Oberflächenspannung und verbes- sert die Haftung. Je später im Prozess die Oberfläche behandelt wird, desto schwieriger ist es, die Molekülketten zu brechen. Tatsächlich wird dies dann oft unmöglich, daher ist das Timing ent- scheidend. Gibt es unterschiedliche Anforderun- gen für Blasfolien- und Flachfolien- extrusion? Rossi : Am häufigsten wird die Korona- Behandlung in der Blasfolien-Extrusion verwendet. Aufgrund des hohen Vor- kommens von LDPE in diesem Prozess sowie der relativ langsamen Produktions- geschwindigkeit im Vergleich zur Flach- folienextrusion oder einem der Konver- tierungsprozesse benötigt das Korona- System nur wenig Energie, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Die Technologie in diesem Sektor ist gut integriert und aus- gereift, und ermöglicht bei guter Steue- rung die Herstellung und Behandlung von gleichbleibend hochwertigen Fil- men. Die Flachfolienextrusion ist ein weitaus anspruchsvollerer Prozess, da das PP-Ma- terial und die höheren Anlagenge- schwindigkeiten ein komplexeres Koro- na-Systemlayout erfordern. Eine einseiti- ge Vorbehandlungsanlage (im Gegen- satz zu doppelseitigen Anlagen bei der Blasfolienextrusion) benötigt normaler- weise eine höhere Leistung, eine gekühl- te Koronawalze, einen Direktantrieb und eine Andruckwalze – und ist meist als Zugstation ausgelegt. Es gibt eine dritte Art der Extrusion, die für bi-orientierte Flachfolien wie BOPP, BOPET und BOPA gilt, bei denen die An- lagenbreite und die hohe Leistung erfor- dern, dass die Korona-Einheit im Extru- der enthalten ist. Sind die Anforderungen auch abhän- gig vom extrudierten Material? Rossi : Ja. Es kommt sehr auf das Materi- al und den nachfolgenden Konvertie- rungsprozess an. Zunächst einmal hat je- des Polymer seinen eigenen, ursprüngli- chen Dyn-Wert – dieser beziffert die Oberflächenspannung und die Eigen- Vetaphone macht es einfach Die Korona-Oberflächenbehandlung wird heute oft bei Druck-, Verarbeitungs- und Laminieranwendungen eingesetzt, spielt jedoch eine noch grundlegendere Rolle im Extrusionsprozess. Giuseppe Rossi ( Bild ) ist der Spezialist bei Vetaphone für diesen Bereich und erläutert die Notwendigkeit des Prozesses und wie die Technologie auf Änderungen der Marktnachfrage reagiert. Vergleich Blasfolie mit 9 Schichten und 11 Schichten

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