Extrusion 4-2021

ist der Schutz des Füllguts durch eine Barriere immer eine Her- ausforderung. Und hier kommen wir mit unserer Beschich- tungstechnologie ins Spiel. Das Unternehmen wird finanziell durch den EXIST-Forschungs- transfer gefördert. Was genau ist das Ziel dieser Förderung und was müssen Sie im Gegenzug leisten? Jaritz : Am Ende der ersten Förderphase steht der Prototyp un- seres innovativen Reaktors, mit dem Plasmabeschichtungen mit Barrierewirkung auf großvolumige Behälter aus Monomateria- lien wie z.B. PE oder PET aufgebracht werden können. Im La- bormaßstab werden alle Anforderungen an die industrielle Pro- duktion heutiger Verpackungslösungen erfüllt, es wird eine Prozesssicherheit hergestellt. Allerspätestens dann schließt sich das Ziel an, eine strategische Partnerschaft mit einem Maschi- nenbauer einzugehen, mit dem wir unser Produkt auf Indus- triemaßstäbe skalieren können. Heuer : Neben der finanziellen Förderung dieses Ziels eröffnet sich für uns über den EXIST-Forschungstransfer der Zugang zur RWTH-Infrastruktur. Ohne den Support der RWTH und des IKV wäre das Projekt nicht zu realisieren, denn für die Entwicklung benötigen wir permanenten Zugriff auf Messtechnik, Labore und Anlagen, den wir unter finanziellen und organisatorischen Gesichtspunkten extern gar nicht sicherstellen könnten. Dar- über hinaus haben wir schon in der Pitch-Phase, also vor der Zusage der Förderung durch das BMWI, immens vom Know- how des IKV und von der Unterstützung durch die RWTH Inno- vation GmbH profitiert. Wie sieht das konkrete Geschäftsmodell von IonKraft aus? Womit wollen Sie letztendlich auch nach der Förderungsphase Einnahmen erwirtschaften? Heuer : Unsere Kernkompetenz ist die Entwicklung und Pro- duktion des Reaktors, der Kunststoffverpackungen für die che- mische Industrie beschichtet und mit Barrierefunktionen aus- stattet. Die fertigen Reaktoren möchten wir am Ende, in Ko- operation mit einem noch zu findenden strategischen Partner, vertreiben. Der Partner sollte dann insbesondere für die Produk- tion und Automatisierungstechnik verantwortlich sein. Dies sind Aspekte, die wir nicht zu unseren Kernkompetenzen zäh- len und auf die wir uns bei IonKraft auch nicht zusätzlich kon- zentrieren werden. Zum Geschäftsmodell gehört aber auch, dass wir unser Know-how dem Kunden zur Verfügung stellen. 35 Extrusion 4/2021 Beim Endkunden werden wir uns zum Beispiel um den Service kümmern, der zu der Produktionstechnik gehört. Dazu zählt unter anderem die Prozesseinrichtung, denn unterschiedliche Verpak- kungsgeometrien erfordern zwingend eine Prozessanpassung. Diese Dienstleistung sehen wir als Teil unseres Geschäftsmodells. Jaritz : Für die erforderlichen Prozessanpassungen können wir auf eine im IKV entwickelte Entwicklungsroutine zurückgreifen, die diagnostikbasiert ist. Das heißt, statt empirischer Versuche bieten wir eine diagnostikbasierte Schichtentwicklung an, die auf schnellem Weg passgenau für das jeweilige Produkt die beste Funktionalität der Schicht garantiert. Dazu betrachten wir mittels Emissionsspektroskopie die Plasmaeigenschaften, simu- lieren die Gasverteilung im späteren Behälter und kommen so zu einem optimalen Ergebnis für die individuelle Verpackung. So können wir zunächst Machbarkeitsanalysen für die Produkt- palette des Kunden durchführen und darüber hinaus die pas- sende Produktionstechnik konfigurieren und anbieten. Inwiefern sind die Schichten, die der Reaktor in der Lage sein wird aufzubringen, auf eine konkrete Anwendung ausgerich- tet? Beziehungsweise, in welchen Branchen und Sparten gibt es denkbare Anwendungsfälle? Jaritz : Die mittels Plasma erzeugten Schichten bieten eine star- ke Migrationsbarriere. Verpackungen in der Agrarindustrie er- fordern z.B. oft eine Lösungsmittelbarriere. Mit unserem ersten Reaktordesign werden wir Verpackungsgrößen bis 20 Liter be- schichten können. Das entspricht dem Bedarf der Agrarindus- trie für die Verpackung von Dünge- oder Pflanzenschutzpro- dukten. Der Vorteil der mit Plasmatechnologie aufgebrachten Schichten ist, dass sie hauchdünn auf Monomaterialien aufge- bracht werden können. Die Schichten haben den positiven Ef- fekt, dass sie das Recycling der Verpackung nicht beeinträchti- gen. Dieser Effekt kann durchaus bei vielen weiteren Anwen- dungen ausgenutzt werden. Mit der Plasmabeschichtung lässt sich aber auch eine Sauerstoff- barriere realisieren, die das Oxidieren der Füllgüter verhindert. Dieser Vorteil ist speziell interessant für die Verpackung von Ge- tränken und anderen Lebensmitteln. Die Plasmabeschichtung ist für den Lebensmittelbereich aktuell auch bereits zugelassen. Unser spezieller Reaktor kann zudem Behälter sowohl von in- nen als auch von außen beschichten. Somit kann unsere Plas- mabeschichtung z.B. als Geruchsbarriere dienen, die den schlechten Geruch des Rezyklats sozusagen einschließt. Wenn durch Plasmabeschichtung eine Geruchsbarriere herbeigeführt wird, lässt sich prinzipiell der Einsatzbereich von Rezyklaten er- weitern und der Kunststoffkreislauf an einer weiteren Stelle schließen. In einem separaten Projekt am IKV wird in dieser Hin- sicht erforscht, inwieweit sich unsere Schichten dazu eignen, Post Consumer Rezyklat für die Wiedernutzung im Lebensmit- telbereich sicher zu machen. Damit eröffnen wir der Verwen- dung von Rezyklaten völlig neue Optionen. Das mögliche An- wendungsspektrum ist also extrem groß. Vielen Dank für das Gespräch! Das Prinzip der Plasmabeschichtung von IonKraft IonKraft Montgomery Jaritz, M.Sc., jaritz@ionkraft.com , ionkraft.com Derzeitige Verpackungen für sensible Chemikalien Die IonKraft-Lösung Haftvermittler Barrierekunststoff Verpackungskunststoff Verpackungskunststoff chemisch beständige Barrierebeschichtung

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