Extrusion 5-2019

„Geschlossene Kreisläufe können das Müllproblem lösen“ Der VDMA stellt die Kreislaufwirt- schaft in den Mittelpunkt seines Messeauftrittes auf der K 2019. Warum macht er das? Thorsten Kühmann : Wir machen das, weil wir erkennen, dass wir bei Kunst- stoffen vor einem Imageproblem stehen. Kunststoffe kommen heute meist nur dann ins öffentliche Bewusstsein, wenn sie Probleme verursachen, wenn sie die Umwelt belasten oder die Gesundheit gefährden. Bilder und Berichte von der Vermüllung der Meere und der Land- schaften sind allgegenwärtig. Das sind in der Tat gravierende Probleme. Hier muss die Industrie Lösungen anbieten. Wir wollen auf der K 2019 zeigen, was man machen muss, um diese Abfallprobleme und die daraus resultierenden Schäden zu vermeiden. Wir werden zeigen, dass geschlossene Kreisläufe eine Lösungs- möglichkeit sind. Was kann der Besucher auf der K 2019 sehen? Kühmann : Wir verfolgen zwei Ziele. In unserem Messe-Pavillon werden wir zum einen den gesamten Zyklus der Kreislauf- wirtschaft in der Kunststoffindustrie dar- stellen, angefangen von der Produktion 52 Kreislaufwirtschaft – Interview Extrusion 5/2019 über die Lebensphasen der Kunststoffpro- dukte bis hin zum Sammeln, Sortieren, Recyceln und der anschließenden Rück- führung in die Produktion. Das zweite Ziel ist es, diesen Kreislauf für die Besucher er- lebbar zu machen. Dazu arbeiten wir an Ort und Stelle mit Partnern aus der ge- samten Kunststoff-Wertschöpfungskette zusammen, mit Erzeugern, Verarbeitern, Verwertern. Wir zeigen, wie ein geschlos- sener Kreislauf abläuft. Auf der K 2019 soll deutlich werden, dass sich die Kunst- stoffindustrie um die Abfallproblematik kümmert und dass sie bereits funktionie- rende Lösungsvorschläge hat. Was sind bei der praktischen Umset- zung der Kreislaufwirtschaft die größten Herausforderungen? Kühmann : Es gibt mehrere Herausforde- rungen. Ganz wichtig ist: Kreisläufe kön- nen nur dann gut funktionieren, wenn sie wirtschaftlich sind. Derzeit setzen vie- le Kunststoffverarbeiter eher Neuware ein als Rezyklate, ganz einfach, weil Neu- ware günstiger ist. Denn am Ende ent- scheidet sich der Verbraucher im Super- markt in der Regel für das günstigere Pro- dukt. Wer Rezyklate verwendet, hätte das Nachsehen, weil seine Produkte teu- Thorsten Kühmann ist überzeugt, dass die Kunststoff- industrie Lösungen bieten kann, die helfen, die durch Kunststoffabfälle erzeugten Umweltprobleme zu beseitigen. Das Leitbild ist die Kreislaufwirtschaft oder Circular Economy. Die globalen Herausforderungen hier sind Wirtschaftlichkeit, politische und regulative Randbedingungen, Qualität und Verfügbarkeit von Rezyklaten und besonders das Etablieren funktionie- render Abfallsammelsysteme weltweit. Der VDMA stellt die Kreislaufwirtschaft auf der Leitmesse K im Oktober in Düsseldorf in den Vordergrund und zeigt dort, wie ein solcher Kreislauf funktionieren kann. rer wären und in den Regalen liegenblie- ben. Um die Verwendung von Rezyklaten zu erhöhen, braucht man feste Quoten, damit alle dieselben Ausgangsvorausset- zungen haben. Solche Quoten sieht auch die Kunststoff-Richtlinie der EU vor. Man braucht also ein neues Geschäftsmodell. Die andere Herausforderung ist, für Rezy- klate verbindliche Qualitäts-Standards zu schaffen. Die gibt es bislang nicht und deshalb weiß derjenige, der Rezyklate einsetzt, nie genau, welche Qualität er bekommt. Dadurch werden die Prozesse unsicherer, denn man kann bei Schwan- kungen der Materialqualität die Produkti- on nicht so verlässlich steuern, wie mit standardisierter Neuware. Rezyklate wä- ren viel leichter zu akzeptieren, wenn sie standardisiert würden. Und schließlich gibt es ein Mengenproblem. Wer heute bereit ist, ein Rezyklat einzusetzen, weiß nicht, ob er die benötigten Mengen über einen längeren Zeitraum von ein paar Jahren auch tatsächlich bekommen kann. Ist technologisch schon alles mach- bar, was es für die Kreislaufwirt- schaft braucht? Kühmann : Es gibt noch offene Fragen, die geklärt werden müssen. Aber für die Interview mit Thorsten Kühmann, Geschäftsführer des VDMA Fachverbands Kunststoff- und Gummimaschinen

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