Extrusion 5-2019

55 Extrusion 5/2019 herzustellen, die wieder mit Lebensmit- teln in Kontakt kommen kann. Das ist aufgrund der Hygieneanforderungen mit mechanischem Recyling extrem schwie- rig. Durch die politischen Vorgaben wer- den aufwändigere Prozesse zum Erhalt der Rohstoffe notwendig, was jedoch für alle die gleiche Hürde bedeutet. Warum sollte man denn überhaupt aus einer Folie wieder eine Folie ma- chen können? Der Ressourcenauf- wand ist doch sehr groß. Man braucht viel Energie. Ist es nicht bes- ser, man machte aus Folienabfall ein- fache Spritzgussteile? Baumeister : Aus einer kurzfristigen Pers- pektive ist es derzeit das günstigste, aus einer hochwertigen Folie nach Gebrauch etwas Einfacheres zu machen oder sie anstelle von Heizöl zu verbrennen. Lang- fristig muss die Menschheit es schaffen, vom Erdöl unabhängig zu werden, weil dessen Ressourcen begrenzt sind. Sie muss ihren Energiebedarf irgendwann komplett über Erneuerbare decken. Dann wird die Energie auch nicht mehr der Fla- schenhals sein, und damit wird es dann sehr sinnvoll, Energie einzusetzen, um Rohstoffe für eine weitere Verwendung zu erhalten. Durch ein energetisch auf- wändigeres Verfahren wie das chemische Recycling könnten dann Kunststoffe wie- der sortenrein für höchste Anwendungen zur Verfügung gestellt werden. Auf diese Weise könnte man den wertvollen Roh- stoff erhalten. Das ist ja der Kern des Kreislaufgedankens: Es geht kein Materi- al mehr verloren. Die Kunststoffteppiche auf den Mee- ren bestehen zum größten Teil aus Verpackungen. Haben wir davon zu viele? Baumeister : Mittlerweile wohnt bereits mehr als die Hälfte der Menschheit in Städten. Die Menschen müssen dort er- nährt werden. Das geht ohne hygieni- sche Verpackung gar nicht. Die Haupt- funktion einer Verpackung ist immer, ein höherwertiges Gut zu schützen. Aber es ist auch klar, dass es einiges an Verpak- kungen gibt, was nicht nötig ist. Die Kunststoffindustrie hat erkannt, dass Verpackungsmüll ein sehr großes Pro- blem darstellt. In dem Unternehmens- konsortium Ceflex arbeiten wir mittler- sie die bekannten Folien nicht ersetzt. Wir sehen eher, dass aus nachwachsen- den Rohstoffen heute Polyester oder an- dere Polyethylentypen nachgebaut und den rohölbasierten Rohstoffen zuneh- mend beigemischt werden, als soge- nanntes Drop-in. Also nicht mehr rohöl- basiert, aber eben auch nicht mehr kom- postierbar. Als Zusatz, ähnlich wie man E-10, also Bio-Ethanol, dem Benzin bei- mischt. Das Aus für Bio-Kunststoffe sehe ich bei der Kreislaufwirtschaft nicht, aber sie werden wohl auf absehbare Zeit kaum eine Rolle spielen. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Baumeister. weile intensiv an dem Problem. Mehr als 100 Firmen machen da schon mit, vom Rohstoffhersteller über den Maschinen- bauer bis zu denen, die die Folien ver- wenden und die Verpackungen herstel- len. Wir engagieren uns dabei aktiv in drei von sieben Arbeitsgruppen. Hier geht es um das Verpackungsdesign, die notwendige Maschinentechnik sowie die Kommunikation nach außen. Wäre eine gut funktionierende Kreislaufwirtschaft nicht das Aus für Bio-Kunststoffe? Man brauchte sie gar nicht. Baumeister : PLA gibt es ja schon einige Jahre. Wir haben hierzu die Maschinen- technik entwickelt und unsere Anlagen können damit auch umgehen. Aber die- ses auf Maisstärke basierende Material ist immer noch sehr teuer. Die offensicht- lichen Vorteile – PLA basiert nicht auf Rohöl, es kommt aus einem nachwach- senden Rohstoff und ist kompostierfähig – sind bei genauem Hinsehen gar keine. Vom Grünen Punkt wird PLA als nicht re- zyklierfähig eingestuft, weil es hierfür keine geschlossenen Kreisläufe gibt. In der braunen Tonne werden die Folien nicht mitgenommen, da sie von anderen Folien nicht auseinandergehalten wer- den können. Gemischt mit anderen Fo- lien, machen sie das Recycling unmög- lich. Betrachtet man die Folieneigen- schaften, so hat PLA keine vergleichbare Barriere- und Schutzfunktion, weshalb VDMA Kunststoff- und Gummimaschinen Lyoner Str. 18, 60528 Frankfurt/Main, DE vdma.org K 2019: FG Halle 16 / 16.1 Brückner Maschinenbau GmbH & Co. KG Königsberger Str. 5-7, 83313 Siegsdorf, DE www.brueckner-maschinenbau.com K 2019: Halle 3 / C90 HEIZELEMENTE FÜR EXTRUDER www.wema.de K'2019: Halle 12 Stand F 17

RkJQdWJsaXNoZXIy ODIwMTI=