Extrusion 5-2021
Moderne Kunststoffe kommen auf Grund ihrer Viel- fältigkeit in schier unzähligen Anwendungen zum Einsatz. Die unterschiedlichen Werkstoffe müssen bei- spielsweise für Seile oder Netze besonders reißfest sein, im Falle von Paletten oder Ähnlichem großem Druck widerstehen oder für Verkleidungsteile eine hohe Formstabilität aufweisen. Bei den zugrunde lie- genden Größen spricht man von mechanischen Eigen- schaften wie Bruchdehnung, Schlagzähigkeit oder Shore-Härte. Diese Faktoren wirken sich allerdings nicht nur auf die Eignung des Polymers für das jeweili- ge Einsatzgebiet oder die Lebensdauer des Endpro- dukts aus, sondern erfordern auch unterschiedliche Herangehensweisen, um im Sinne der Circular Econo- my wieder für das Recycling zerkleinert und aufberei- tet zu werden. Seit 2001 werden im niederösterreichi- schen Sollenau bei Candi Plastic Recycling Industrieab- fälle aus thermoplastischen Kunststoffen zu hochwer- tigen sortenreinen Rezyklaten verarbeitet. Um als Lohnfertiger dabei ideal auf die Wünsche der Kunden eingehen zu können, setzt man auf Schredder mit fle- xibler Schnitteinheit von Lindner. A uf Grund der unterschiedlichen mechanischen Eigenschaf- ten von Kunststoffen werden Schnittsysteme von Schred- dern meist gezielt für die Verarbeitung eines speziellen Materi- als ausgerüstet. Beispielsweise wirkt sich die Schnittgeometrie von Spitzmessern positiv bei der Zerkleinerung von äußerst zä- hen Materialien, wie BigBags, Seilen oder Netzen, die hohen Zugbelastungen widerstehen müssen, aus. Hier wird die durch die Antriebseinheit zur Verfügung gestellte Kraft ideal auf eine sehr kleine Fläche fokussiert, wodurch solche sehr reißfesten Materialien wie mit einem Messer oder einer Schere zerschnit- ten werden. Im Gegensatz dazu haben sich Flachmesser in der 38 Recycling – Anwenderbericht Extrusion 5/2021 Ausweitung des Einsatzgebietes von Schreddern für das Kunststoffrecycling durch flexibles Schnittsystem Aufbereitung von formstabilen Kunststoffen wie Polypropylen bewährt. Die im Vergleich zu Fasern eher dickwandigen Mate- rialien wie Platten, Kisten oder auch Produktionsrückstände aus der kunststoffverarbeitenden Industrie lassen sich einfacher über eine parallele Schnittkante brechen und das aggressive Einzugsverhalten der großflächig einwirkenden Messer beein- flusst den Durchsatz positiv. Die Wahl des richtigen Schnittsystems, beziehungsweise das Zusammenspiel von Rotor-, Statormessern und Drehzahl, be- einflusst auch maßgeblich die Qualität des Korns. Hier gilt es vor allem den Anteil von feinen Partikeln im Materialstrom zu vermeiden, denn dieser Feinanteil wirkt sich negativ auf Folge- prozesse aus und kann unter anderem zu Verstopfungen in Rei- nigungskomponenten oder den feinen Sieben von Extrudern führen. Anhand der oben genannten Beispiele lässt sich erahnen, wie umfangreich diese Thematik ist. Speziell die wirtschaftliche Komponente spielt hier eine wesentliche Rolle. Oft kommt es vor, dass Auftragsfertiger neben einem Hauptmaterial wie bei- spielsweise Folien noch ergänzend andere, in der Produktion anfallende Materialien wie Brocken abnehmen müssen. Zusätz- lich müssen häufig mehrere unterschiedliche Altkunststoffe zur Auslastung der Produktionskapazitäten verarbeitet werden. Setzt man jetzt für jeden Stoffstrom einen eigenen Schredder ein, lässt sich, abhängig von Unternehmensgröße und anfallen- den Mengen, die Wirtschaftlichkeit nur schwer darstellen. Des- halb werden kleinere Chargen oftmals weiterverkauft, was wie- derum die zu erzielende Produktivität senkt. Mit Hilfe des flexiblen Schnittsystems des Zerkleinerers können Andreas (links) und Gheorghe (rechts) Campan von Candi Plastic Recycling ideal auf Kundenwünsche eingehen Schwierige Materialien wie massive Brocken können durch eine gemischte Rotorkonfiguration problemlos verarbeitet werden
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