Extrusion 5-2023
Zusätze nicht zu recyclen sind. Dennoch entwickelten die Pro- jektpartner – hauptsächlich durch Additivierungen – einen sta- bilen Recycling- bzw. Upcyclingprozess, den die Thermo- plastkreislauf GmbH auch großtechnisch verifizierte. Das bereits aufgebaute Wissen aus dem Projekt „ecoprint.at “ des Kunst- stoff-Clusters über UV-vernetzte Druckfarben und deren Zer- fallsprodukte half dabei enorm. Chemische Herausforderungen Polycarbonat als Basispolymer (im Gegensatz zu Polypropylen) brachte noch weitere Herausforderungen eines polyesterartigen, sehr feuchtesensitiven Polymers mit sich: die deutlich höheren Prozesstemperaturen (260 statt 230 °C) sowie die stärkere Nei- gung zu Quer- und Abbaureaktionen. Chemiker wissen, dass eine Erhöhung der Temperatur um 10 °C bereits eine Verdop- pelung von Reaktionsgeschwindigkeiten bedeutet. Neuer Kreislaufprozess Schritt für Schritt arbeitete das Projektteam die Anforderungen für den abfallfreien Kreislaufprozess ab. Gerüche, die sich durch den Abbau der Druckfarbe bilden, wurden neutralisiert, ver- netzte Partikel der Bindemittel als neutraler Füllstoff inertisiert und die Oberflächengüte der Regranulate sowie die Prozesssta- bilität beim Plattenhersteller Filzwieser optimiert. Kritische Stoffe Die Vorschriften von REACH treffen Recyclingkunststoffe trotz ihres Recyclingprivilegs oft unerwartet – vor allem, wenn sich unabsichtlich Inhaltsstoffe bilden. Daher achteten die Partner von „DekoCycle“ besonders darauf, dass beim Abbau der Druckfarben keine kritischen Stoffe (Substances of Very High Concern) entstehen. Die Liste der ECHA (Europäische Chemika- lien Agentur) umfasste während der Projektzeit 233 Stoffe und wächst stetig. Durch das vorhandene Know-how richteten die Projektpartner das Augenmerk bereits auf potenziell kritische Stoffklassen, die beim Recyclingprozess inertisiert werden. Mes- sungen der VOCs (volatile organic carbons) nach der Automobil- Norm VDA 278 am TCKT bestätigten außerdem, dass kaum mehr flüchtige bzw. noch riechende Stoffe aus dem Regranulat oder der fertigen Platte ausdampften. 85 Prozent weniger CO 2 Als Ergebnis des erfolgreich abgeschlossenen Projekts steht ein neues Kreislaufwirtschaftskonzept mit einer CO 2 -Einsparung von 37 Extrusion 5/2023 mindestens 85 Prozent. Die relative lokale Wertschöp- fung beträgt ersten Berech- nungen zufolge mindestens 2 Euro pro Euro Verkaufs- wert. Seit Projektende wer- den die Stanzgitter regel- mäßig gesammelt und auf- bereitet. Die Warenströme sind auf der Internetplattform www.circular-print.eu nachvoll- ziehbar abgebildet und zertifiziert. Markante Oberfläche Die bedruckten Recyclingplatten weisen an der Rückseite teil- weise sehr feine „pinholes“ auf. Dieses „Problem“ dient zurzeit eher als Identifikationsmerkmal. Im Projekt erarbeiteten die Part- ner, wie solche Oberflächen auch an der Sichtseite durch An- passung des Druckes und dessen Textur genutzt werden könnten. Maximale Recyclingquoten erfordern in jedem Fall auch Flexibilität bei der Auslegung von Spezifikationen. Der Kunststoff-Cluster ist eine Initiative der Länder Oberöster- reich und Niederösterreich. Träger sind die regionalen Standort- agenturen Business Upper Austria und ecoplus. Dieses Projekt wird aus Mitteln der oö. Wirtschafts- und For- schungsstrategie #upperVISION2030 vom Land OÖ gefördert. Hannes Meier, M2 Consulting GmbH (©M2C) DekoCycle-Bauteile schwarz in matt, seidenmatt und glänzend aus 100 % PCR PC (© Burg Design GmbH) DekoCycle-Bauteil violett in verschiedenen Ausführungen aus 100 % PCR PC ➠ Business Upper Austria – OÖ Wirtschaftsagentur GmbH Kunststoff-Cluster Hafenstraße 47-51, A-4020 Linz, Österreich www.kunststoff-cluster.at Projektpartner: ➠ Burg Design GmbH www.burg-design.com ➠ Industrietechnik Filzwieser GmbH www.filzwieser.eu ➠ M2 Consulting GmbH www.m2consulting.at ➠ Transfercenter für Kunststofftechnik GmbH www.tckt.at
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