Extrusion 6-2022
timierungen als Wettbewerbsvorteil immer entscheidender. Nach unserer Erfahrung müssen Menschen hierfür umso besser ausgebildet sein. Das Qualifikationsniveau muss höher sein, weil die Aufgaben viel komplexer wer- den, um die Potentiale der Digitalisie- rung vollständig zu nutzen. Wie verändert die Digitalisierung die Kommunikation mit dem Kunden? Busch : Zunächst einmal muss klar ge- macht werden, dass die von uns ge- sammelten Daten natürlich dem Kunden gehören. Er entscheidet, was damit gemacht wird. Er kann sagen, die Daten werden an der Maschine erhoben und bleiben im Be- trieb. Der Kunde kann sie aber auch für eine Cloud-basierte Lö- sung zur Verfügung stellen, wo sie von uns anonymisiert weiterverarbeitet werden. Das ist die von uns präferierte Lösung, denn nur mit einer möglichst großen Anzahl von Daten kann man zielgerichtet Algorithmen entwickeln. Wenn wir zu den Be- triebszuständen unserer Maschinen möglichst viele Daten haben, können wir zum Beispiel in auftretenden Fehlersituatio- nen eventuelle Regelmäßigkeiten erkennen. Daraus können wir Handlungsempfehlungen ableiten, von denen unser Kunde pro- fitiert. Krüger : Neben einer höheren Betriebssicherheit kann die Digi- talisierung auch bei der Schaffung von neuen effizienten Kon- taktmöglichkeiten wie beispielsweise Kundenportalen helfen. Im täglichen Leben nutzen wir die Digitalisierung ganz selbstver- ständlich. Wir bestellen viele Dinge einfach im Internet. Dies kann man in den B2B-Bereich übertragen. Abläufe können ver- einfacht und wichtige Informationen und Lösungsangebote rund um die eingesetzten Produkte geteilt werden. Wichtige Er- satzteile, Upgrade-Möglichkeiten oder auch Trainingsinhalte können schnell identifiziert, Verfügbarkeiten und Kosten geprüft und Bestellungen einfach abgewickelt werden. Viele Firmen sind in puncto Datenaustausch noch zurück- haltend. Können Sie sie verstehen? Busch : Das ist ungefähr so, als würde man sagen, wir bauen lie- ber keine Autos, weil damit hin und wieder auch Unfälle pas- sieren. Die ganzen Vorteile des Autos, die Mobilität, würden dadurch vollkommen negiert. Es stimmt, die Gefahr eines Ha- ckerangriffes ist real. Das sehen wir auch bei uns. Noch vor ein paar Jahren hätten wir gesagt, was soll uns bei einem Hacker- angriff groß passieren. Das hat sich in der Tat völlig gewandelt. Man muss einfach mehr in die Sicherheit investieren. Aber ich würde den technischen Fortschritt nicht nutzen können, wenn ich sagte, die Cyberkriminalität sei mir so suspekt. 45 Extrusion 6/2022 ➠ VDMA Kunststoff- und Gummimaschinen Lyoner Straße 18, 60528 Frankfurt am Main, Deutschland vdma.org/kunststoffmaschinen-gummimaschinen ➠ Kampf Schneid- und Wickeltechnik GmbH & Co. KG Mühlener Str. 36, 51674 Wiehl, Deutschland www.kampf.de/ Wie hilft die Digitalisierung beim Ziel, nachhaltiger zu wirtschaften ? Busch : Sie ist zum Beispiel eine wichtige Voraussetzung für die Kreislaufwirtschaft. Die erreicht man nur, wenn alle miteinander arbeiten und sich vernetzen. Nehmen wir das Beispiel des digi- talen Produktpasses. Der ist nötig, damit man Kunststoffpro- dukte rückverfolgen kann und genau weiß, was sie enthalten. Nur so ist sinnvolles Recycling möglich. Für eine Folie wird erst Material aufgeschmolzen, dann wird sie gereckt, geschnitten und oft auch noch bedruckt. In jedem Schritt stecken Informa- tionen. Die kann man nur sammeln und als Information bereit- stellen, wenn alle ihre Daten beisteuern. Wir haben vor Jahren bereits ein digitales Rollenprotokoll zusammen mit Kooperati- onspartnern aus der Wertschöpfungskette entwickelt. Heute sind wir aktiver Partner in einer großen Brancheninitiative zur Realisierung digitaler Produktpässe. Krüger : Bereits heute können weitverbreitete, hochwertige Ver- packungen, wie etwa Chipstüten, mit einem hohen Rezyklat- Anteil und hoher Qualität hergestellt werden. Noch wissen wir nicht, wie viele Kreisläufe eine solche Chipstüte tatsächlich erle- ben kann, aber wir sind davon überzeugt, dass Kunststoffe ein wertvolles Material auf unserem Weg zur Klimaneutralität sind. Um das volle Potenzial auszuschöpfen, brauchen wir eine Kreis- laufwirtschaft, die auf Datenaustausch und Transparenz entlang des gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen basiert. Vielen Dank für das Gespräch! www.smart-extrusion.com
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