Extrusion 7-2022
57 Extrusion 7/2022 unserer Digitalisierungslösung können wir die opti- malen Temperaturen ermitteln und einstellen. Wo setzt diese Lösung an? Dr. Bard : Die Vernetzung der verschiedenen Maschi- nen ist der erste Schritt. Wir haben in der Extrusions- linie viele verschiedene Hersteller. Die kommunizieren bislang wenig miteinander. Und es gab auch keine übergeordnete Steuerung. Jetzt haben wir die Mög- lichkeit, auf der gesamten Linie Daten zu erfassen, sie auszuwerten, ein Optimum zu finden und dann auch entsprechend zu steuern. Wir haben unsere Extruder- software als Ausgangspunkt für die gesamte Steue- rung definiert. Dazu muss erst einmal alles vernetzt sein und die Daten müssen jeweils herausgegeben werden. Dazu brauchen Sie die Kooperation der verschiedenen Maschinenhersteller. Dr. Bard : Ja, und die sollten technisch alle dieselbe Sprache spre- chen. Wir arbeiten deshalb daran mit, den Standard OPC UA wei- terzuentwickeln. Viele Maschinen können das noch nicht. Deshalb brauchen wir eine Übersetzungsbox, die übersetzt von der proprietären Sprache auf OPC UA. Aber wir arbeiten darauf hin, dass unsere Lieferanten und alle Maschinenanbieter an die- ser Produktionslinie diese Sprache auch beherrschen. Im Spritz- gussbereich hatte man die Anpassung an diesen Standard zuerst. In der Extrusion sprechen derzeit noch weniger als die Hälfte der Hersteller von Säge, Abzug, Wasserbad und so weiter OPC UA. Bis alle diese Sprache in der Extrusion sprechen, wird es noch eine Weile dauern. Aber der Nutzen wäre groß? Dr. Bard : Der Nutzen ist enorm. Heute ist es so, dass die Kosten für die Installation unserer Software um einiges höher liegen, als die Software selbst. Das ist deshalb so, weil wir ohne eine Plug- ➠ VDMA Kunststoff- und Gummimaschinen Lyoner Straße 18, 60528 Frankfurt am Main, Deutschland vdma.org/kunststoffmaschinen-gummimaschinen ➠ Hans Weber Maschinenfabrik GmbH Bamberger Str. 20, 96317 Kronach, Deutschland www.hansweber.de and-Play-Lösung jede Maschine einzeln einbinden müssen. Es ist also ein großer Aufwand, bis alle Aggregate miteinander kom- munizieren. Für Fensterprofile gibt es schon eine Kreislaufwirtschaft. Warum ist man hier schon so weit? Dr. Bard : Das liegt vor allem daran, dass man immer dasselbe Material hat, nämlich PVC. Außerdem weiß man, dass auch die Additive, die man für das Recycling herausbringen muss, immer dieselben sind. Zum Beispiel Titandioxid, um das Profil vor Son- neneinstrahlung zu schützen. Das alles erleichtert natürlich das Recycling. Hinzu kommt, dass man schon ein gut funktionie- rendes Abfallsystem für die Profile hat. Mehr als 50 Prozent aller Fensterprofile haben schon einen Rezyklatanteil. Allerdings muss man sagen, dass die nicht primär aus Altfensterprofilen kom- men, sondern größtenteils aus Reststücken gewonnen werden, die beim Zurechtschneiden bei den Fensterbauern anfallen. Das Recycling von Altfenstern wird aber zuletzt vorangetrieben, weil die Preise für Virgin-Kunststoff stark gestiegen sind. Wenn die Preise so hoch bleiben, wird es immer wichtiger, jedes Gramm Kunststoff wiederzuverwenden. Wie geht es mit der Digitalisierung bei Hans Weber weiter? Dr. Bard : Nach der Datenerfassung und dem darauffolgenden Optimieren von bestimmten Parametern denken wir jetzt darüber nach, wie wir den Extrusionsprozess völlig automatisiert laufen lassen können. Ziel ist es, dass der Nutzer nur einen Knopf drückt und der gesamte Prozess danach optimal abläuft. Bei einem Fehler soll das System den Grund selber erkennen und korrigieren können. Aber es wird noch einige Zeit dauern, bis wir so weit sind. Vielen Dank für das Gespräch!
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