Extrusion 7-2023

Weniger Mikroplastik im Umfeld von Sportanlagen ist das Ziel 56 Kunstrasen – Aus der Forschung Extrusion 7/2023 Aufgrund ihrer ganzjährigen, witterungsunabhängigen Bespielbarkeit werden Kunst- rasenplätze im Ballsport immer beliebter. Viele Plätze bedeu- tet gleichzeitig aber auch viel Einstreugranulat, das als Mikroplastik über unterschied- liche Wege in die Umwelt gelangen kann. Neue Erkenntnisse über Mengen, Verbreitungspfade und lokale Begebenheiten wurden nun im Rahmen einer Masterarbeit am Fraunhofer UMSICHT gewonnen. Sie liefern die Basis für künftige Strategien zur Emissions- minderung. A llein in Deutschland gibt es aktuell mehr als 5.000 Kunstra- senplätze, auf denen mehrheitlich Fußball gespielt wird – Tendenz steigend. Sie bieten viele Vorteile gegenüber Naturra- senplätzen und erst recht gegenüber Hart- und Ascheplätzen, sowohl was Bespielbarkeit als auch was die Nutzungsdauer be- trifft. Doch es gibt auch Nachteile: Durch Wind, Regen und Schnee sowie durch den Spielbetrieb selbst gelangt Einstreu- granulat vom Platz in die Umwelt. Das gummielastische Granu- lat, (Performance-)Infill genannt, dient der Optimierung der Spielperformance und wird zusammen mit Quarzsand, der zur Platzstabilisierung dient, auf Kunstrasenplätze aufgebracht. Bei einer Einbaumenge von 4 bis 7 kg [1] Gummigranulat pro m 2 be- finden sich auf einem üblichen Fußball-Kunstrasenplatz mit mehr als 7.000 m 2 bis zu 50 Tonnen dieses Materials. “Aufgrund ihrer geringen Größe von maximal 2 bis 3 mm werden diese Kunststoffteilchen zum Mikroplastik gerechnet”, sagt Ralf Bert- ling, Abteilung Umwelt und Ressourcennutzung am Fraunhofer UMSICHT. “Heute wissen wir, dass Kunstrasenplätze aufgrund ihrer Verbreitung eine signifikante Mikroplastikquelle sind.” Ganzheitliche Untersuchung an zwei Standorten Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat Sophie Rischmüller Kunstra- senplätze ganzheitlich untersucht. Sie hat unter anderem ein Platzmonitoring durchgeführt, Proben entnommen und das In- fill analysiert – an zwei Standorten, in Osnabrück und Oberhau- sen, mit unterschiedlich angelegten Plätzen. Die Platzanlage in Osnabrück-Nahne befindet sich in einem ländlich geprägten Ge- biet und ist mit Kork-Infill befüllt. Die Oberhausener Fritz-Col- let-Anlage hingegen liegt in einem innerstädtischen, stark bebauten Stadtteil. Ihr Infill besteht aus einem polymeren EPDM- Granulat (EPDM = Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk). Auf bei- den Plätzen wurden neben den Partikelgrößen, Emissionswegen und Verlustmengen auch der Transport und Verbleib des jewei- ligen Infills ermittelt. Partikelgröße liefert Informationen über Platzbeanspruchung und Bewegung An jeweils fünf unterschiedlichen Stellen hat Sophie Rischmüller Proben vom Performance-Infill genommen: Eckpunkt, 16er, Tor- raum, Nähe Platzmitte und Platzrand. Das Material wurde an- schließend gesiebt und mittels Partikelgrößenanalyse sortiert. Im frischen Zustand hat das Performance-Infill auf Kunstrasenplät- zen eine Partikelgröße zwischen 0,5 und 2,5 mm. “Ergeben sich bei den einzelnen Größenfraktionen starke Schwankungen oder ist eine große Menge von Partikeln kleiner als 0,5 mm zu er- kennen, ist das ein Indikator für eine hohe Platzbeanspruchung und größenabhängige Partikelbewegungen”, so Ralf Bertling. Darüber hinaus gibt die Analyse Aufschluss über den Abrieb des Infills, möglichen Partikelverlust und den Pflegezustand eines Platzes. Detaillierte Aussagen über das Transportverhalten konnten unter Probenentnahme auf dem Kunstrasenplatz (Alle Bilder © Fraunhofer UMSICHT)

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