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kompakt
Extrusion 7/2016
➠
Fraunhofer-Institut für Betriebsfestig-
keit und Systemzuverlässigkeit LBF
www.lbf.fraunhofer.deK 2016: Halle 7, Stand SC01
viele Fragen offen. Angesichts der im Ins-
titut gesammelten Erfahrungen lag es
nahe, ein eigenes Prüfstandkonzept um-
zusetzen. Der Bereich Kunststoffe des
Fraunhofer LBF beschäftigt sich seit mehr
als 30 Jahren mit Werkstoffmodellen zur
Beschreibung des Kriechverhaltens unter
verschiedenen Beanspruchungszustän-
den und Temperaturen. Darüber hinaus
verfügt das Institut über eine ausgewie-
sene Expertise im Bau von Prüf- und
Messeinrichtungen.
Der neu konzipierte Langzeitprüfstand
hebt fast alle bekannten Einschränkun-
gen herkömmlicher Prüfeinrichtungen
auf. Beispielsweise hängt die stoßfreie
Lastaufbringung bei vielen Prüfständen
sehr stark vom Bediener ab. Der neue
Prüfstand des Fraunhofer LBF umgeht
diesen menschlichen Faktor weitest
möglich, indem die Lastaufbringung
elektronisch geregelt wird und somit ge-
nau definiert erfolgen kann. Die optische
n
Manchmal verhalten sich Kunststoffe
wie Amphibien – sie kriechen. Dazu
kommt es, wenn konstante mechanische
Belastungen lange genug auf sie einwir-
ken und sich Kunststoffbauteile dann mit
der Zeit immer mehr verformen. Wenn
Bauteile ausgelegt werden, muss dieses
Kriechverhalten entsprechend berück-
sichtigt und beispielsweise durch Simula-
tionen vorhergesagt werden. Dazu sind
geeignete Materialmodelle erforderlich.
Entwickler müssen auch die notwendi-
gen Materialparameter in Abhängigkeit
von Zeit, Temperatur und Beanspru-
chungszustand präzise ermitteln. Unter-
stützung bekommen sie nun vom Fraun-
hofer-Institut für Betriebsfestigkeit und
Systemzuverlässigkeit LBF. Im Leistungs-
feld Polymertechnik haben Wissen-
schaftler einen Langzeitprüfstand völlig
neu konzipiert, mit dem sie das mechani-
sche Langzeitverhalten von Kunststoffen
messen, modellieren und simulieren kön-
nen.
An moderne Hochleistungskunststoffe
werden heute höchste Anforderungen
hinsichtlich Last- und Temperaturgren-
zen gestellt. Nach einer Recherche des
Fraunhofer LBF zeigte sich, dass am
Markt vorhandene Prüfeinrichtungen
diese Ansprüche häufig nicht mehr ab-
bilden können. Auch die Art der Lastauf-
bringung und Dehnungsmessung lässt
bei herkömmlichen Langzeitprüfständen
Kriechenden Kunststoffen auf der Spur
berührungslose Dehnungsmessung er-
laubt eine hohe Auflösung. Sie ist not-
wendig, um an hochsteifen Werkstoffen
die Werkstoffkennwerte zu ermitteln.
Erstmals ist es mit dem neuen Langzeit-
prüfstand auch möglich, die Querdeh-
nung exakt zu ermitteln, was die Materi-
almodelle und damit die Vorhersagegüte
von Simulationen erheblich verbessert.
Es können Prüftemperaturen von Raum-
temperatur bis 250 °C abgedeckt wer-
den. Die neu entwickelte Spannmecha-
nik macht die Prüfung von Probekörpern
mit unterschiedlichen Abmessungen
möglich. Der Prüfstand eignet sich nicht
nur für hochsteife Werkstoffe, sondern
gleichermaßen für die Kennwertermitt-
lung an Elastomeren und Thermoplasti-
schen Elastomeren.
Mit dem völlig
neu konzipierten
Langzeitprüf-
stand kann das
Fraunhofer LBF
das mechanische
Langzeitverhal-
ten von Kunst-
stoffen messen,
modellieren und
simulieren (Foto:
Fraunhofer LBF)
ten Kanäle zur Warm- und Kaltluftfüh-
rung erfüllen die Anforderungen im
Kraftfahrzeugbau besonders gut. Mit ih-
rem positiven Eigenschaftsprofil bieten
sie im Vergleich zu den bislang noch viel-
fach eingesetzten, blasgeformten harten
Kanälen aus PP deutliche Vorteile.
Beim Twinsheet-Thermoformen von
XLPE-Schaumfolien werden zwei auf
Umformtemperatur aufgeheizte Folien
im Werkzeug vakuumunterstützt zu
Halbschalen geformt und gleichzeitig an
der Außenkontur miteinander ver-
schweißt. Bei dem von ILLIG entwickel-
ten System werden die Nutzen nach
n
Ein spanischer, weltweit operierender
Automobilzulieferer hat Anfang dieses
Jahres bereits die dritte Thermoformma-
schine ILLIG UAR 155g in Betrieb ge-
nommen. Produziert werden darauf im
Twinsheet-Verfahren Luftführungskanäle
aus vernetzter PE-Schaumfolie (XLPE) für
die Klimatisierung des Fahrzeuginnen-
raums. Der in Nordspanien in der baski-
schen Provinz Álava ansässige Automo-
bilzulieferer ist auf die Herstellung von
Dichtungen und schalldämmenden Bau-
teilen aus geschäumten Materialien spe-
zialisiert. Die im Thermoformverfahren
hergestellten flexiblen und extrem leich-
Weiche, thermogeformte Luftkanäle
Kühlzeitende direkt im Werkzeug ausge-
stanzt. Dazu hat die obere Werkzeug-
hälfte ausfahrbare Zackenmesser und die
untere Nuten, in die die Messer beim
Stanzen eintauchen. Die ausgestanzten
Teile bleiben in Haltestegen (nicht ausge-
stanzte kleine Verbindungen zwischen
Nutzen und Abfall) hängen und werden
so aus der Formstation herausgefahren.
Außerhalb der Thermoformmaschine
müssen lediglich – wie bei den blasge-
formten Hartkanälen – die Anschlussbe-
reiche der Luftführungskanäle beschnit-
ten werden.
Vorteilhafte Eigenschaften – maßge-
schneiderte Thermoformtechnologie
:
Ein Kanal aus XLPE-Schaum (Dichte etwa
70 bis 80 kg/m³, je nach Anwendung) ist