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Extrusion 1/2016

kann PET naturgemäß nicht die Reißfestigkeit von Stahlbän-

dern aufweisen, doch die spielt bei der Transportsicherung eine

eher untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist hingegen die so

genannte Schockreserve, wenn es darum geht, impulsartige

Belastungen zu absorbieren. Hinzu kommt die Elastizität – sie

beträgt bei den Cyklop-Bändern je nach Ausführung bis zu 14

Prozent – um Spannungsverluste bei schrumpfenden Packstü-

cken auszugleichen. Stahlband hat hingegen lediglich eine Ela-

stizität von einem Prozent. Zudem rostet PET nicht, die Verlet-

zungsgefahr ist deutlich geringer, es kann auch bei empfindli-

chen Packstücken problemlos eingesetzt werden und es hat na-

türlich ein deutlich geringeres Gewicht als Stahl. Gegenüber

Umreifungsbändern aus PP bietet PET schließlich mit einer Glas-

übergangstemperatur von 60 bis 70°C den Vorteil, dass das

Packgut auch bei Hitze stabil zusammengehalten wird.

Umreifungsbänder herzustellen ist nur vordergründig

einfach

Im Werk Köln produziert Cyklop mit ihren Extrusionslinien plus

nachgeschalteter Peripherie rund 50 verschiedene PET-Umrei-

fungsbänder, die je nach Querschnitt eine Reißfestigkeit zwi-

schen 2.000 und 13.000 N haben.

Die Extrusionslinien laufen mit bis zu zehn Einzelsträngen, die

einschließlich der vor- und nachgeschalteten Peripherieanlagen

zwischen 90 und 100 m lang sind. Nachdem die Bänder den

Düsenkopf verlassen haben, werden sie zunächst durch ein

Wasserbad geführt um abzukühlen und in nachfolgenden An-

lagen zweifach verstreckt. Weiter geht es durch eine Prägestati-

on, der sich ein Relaxierofen anschließt, um das gestresste Ma-

terial zu entspannen. Es folgen eine Kühlstrecke, die Druckanla-

ge zur individuellen Beschriftung sowie die Wickelstationen für

die Konfektionierung. Die Extrusionslinien einschließlich der

vor- und nachgeschalteten Peripherie sind nahezu komplett

redundant aufgebaut. Das hat den Vorteil, dass beim Ausfall ei-

ner einzelnen Anlagenkomponente, etwa eines Mischers, auf

eine andere Mischstation gewechselt werden kann, ohne die

Extrusionslinie abzuschalten.

Die Produktion läuft rund um die Uhr an sieben Tagen in der

Woche. Lediglich um die Weihnachtszeit stehen die Anlagen

für eine bis zwei Wochen, wobei die Zeit für Revisionsarbeiten

genutzt wird.

All das klingt vordergründig einfach, ist aber tatsächlich eine

höchst komplizierte Angelegenheit, insbesondere was das Ma-

terialhandling betrifft. Welche Leistungen die Anlagen bringen

müssen, verdeutlichen die Durchsatzleistungen der Extrusions-

linien, die sich im Bereich von 450 bis 600 kg/h bewegen.

PET ist ein schwieriges Material

Zu Beginn seiner Karriere als Werkstoff für Umreifungsbänder

galt Polyester noch als technischer Kunststoff und war entspre-

chend teuer. Erst als Anfang der 90er Jahre PET-Getränkefla-

schen den europäischen Markt eroberten, wurde aus PET ein

Massenkunststoff. „Über die Entsorger und Wiederverwerter

stand uns plötzlich genug Recyclingmaterial zur Verfügung, um

den hohen Materialkosten der Neuware zu begegnen“, erin-

nert Bernd Causemann. Als General Plant Manager ist Bernd

Causemann bei Cyklop für die Konfiguration und Installation

der Umreifungsband-Anlagen an allen Standorten weltweit

Serienmäßig mit einer flexiblen Bus-Technologie ausge-

stattet, lässt sich die Trocknersteuerung Luxor-Net für bis zu

16 Trockentrichter und bis zu 24 Maschinenfördergeräte

erweitern. Neben den Einstell- und Überwachungsmöglich-

keiten an den Anlagen gibt es bei Cyklop eine zentrale

übergeordnete Station im Schichtführerbüro, von der sich

alle Daten einsehen lassen

sowie für die Produktion und Entwicklung in Köln verantwort-

lich. „Damals handelte es sich zunächst um Regranulat, weil die

Flakes in der Regel zu verunreinigt waren. Mitte der 90er Jahre

gelang es uns dann erstmals, Regranulat aus Flaschen für die

Polyesterbandproduktion einzusetzen“, berichtet Causemann.

Heute verarbeitet Cyklop nahezu keine Neuware, sondern

überwiegend Regranulat und Mahlgut (Flakes) aus DSD-Materi-

al, das gewaschen von den Recyclern kommt. Neuware kommt

nur dann infrage, wenn transparente oder weiße Bänder bzw.

Sonderanfertigungen verlangt werden.

PET zählt zu den empfindlichen, überaus hygroskopischen Poly-

meren, ist sehr hydrolyseanfällig, baut demzufolge bei thermi-

scher Belastung ab. Im Falle der Umreifungsbänder wirkt sich

das nachteilig auf die Festigkeit aus. Ein Maß, um den Einfluss

von Feuchtigkeit bzw. die Qualität von PET abzuschätzen, ist

die so genannte intrinsische Viskosität – auch IV-Wert genannt

– welcher eine Angabe für das mittlere Molekulargewicht ist.

„Beim Regranulieren von PET setzt eine Art "Downcycling" ein,

eine Abnahme der Schmelzeviskosität aufgrund der thermi-

schen Mehrfachbelastung. Bei den Flakes hingegen wirkt es

sich als erschwerend aus, dass die Flaschen immer dünner wer-

den, weshalb das Material noch schneller abbaut. 2004 hatten

wir noch IV-Werte von 0,75 bis 0,76 dl/g bei den Flakes, heute

liegen wir bei 0,69 bis 0,70 dl/g“, bringt es Causemann auf den

Punkt. Mit anderen Worten, ein Interessenkonflikt: Die Fla-

schenhersteller wollen dünne Flaschen herstellen, wofür sie

niedrige IV-Werte benötigen, Cyklop benötigt hingegen hohe

IV-Werte für die Verstreckung. Als idealen IV-Wert nennt

Causemann 0.83 bis 0.87 dl/g. Zwar lässt sich dem Problem

durch Zugabe eines entsprechenden Masterbatches begegnen,

wie Causemann erklärt, doch sei das auch eine Kostenfrage bei

zehn Euro/kg und einer erforderlichen Dosierung von bis zu

zwei Prozent.